Harley Davidsson kündigte 2021 ihr erstes Adventure Bike an - Die Pan Americana. "Bäh!" war der erste Gedanke, als die ersten Bilder auftauchten. Über die Wintermonate sah man mehr und mehr Bilder, die ersten Videos, Fahrberichte in den einschlägigen Medien und zu guter Letzt für doch der erste Kunde mit einer Panam bei uns vor die Tür.
Ich war überrascht, wie klein und schon fast filigran das Bike live und in Farbe wirkt. Der arme musste natürlich 1000 Fragen beantworten. Mein Interesse an dem Motorrad wuchs. Klar, über die Optik kann man diskutieren. Gefällt oder gefällt nicht! Ich fand es Anfangs auch scheusslich. Nun, da man das Bike schön mehr gesehen hat, scheine ich mich an den Look zu gewöhnen und finde es nicht mehr ganz so schlimm wie am Anfang. Eine ausgiebige Testfahrt steht auf dem Plan. Die Webseite von Harly konsultiert, wurde ich an Bixe Harley in Hünenberg weiter geleitet. Die hatten tatsächlich ein Panam, welche man auch mieten konnte. Nach einem kurzen Mailverkehr mit meinen Wünschen betreffend Gepäck war alles unter Dach und Fach. Absolut Fair. Ein grosses Dankeschön an Fabienne von Harley Bixe für das faire und unkomplizierte Angebot.
Die Woche drauf stand ich dann mit meiner 790er in Hühnenberg bei Harley Bixe auf dem Parkplatz. In den Zwischentagen konnte ich mich mental auf die bevorstehende Tour vorbereiten.
Eine subjektiver Fahrtest
Ihr werdet hier nicht mit den technischen Daten der Harley Davidsson Panamerican gelangweilt. Wer's interessiert findet diese auf der Webseite von Harley oder beim nächsten Harley Dealer.
Gewohnt war ich ja einiges und ehrlich gesagt, waren meine Erwartungen betreffend der Panam nicht gerade hoch. Nach den Formailtäten erklärte mir Fabienne kurz und kompetent die Funktionen der Panam. Alles halb so wild. Wird schon schief gehen. Sonst gibt es ja immer noch eine Telefonverbindung zu Fabienne. Panam mit vollem Programm, inklusive Adaptiver Fahrhöhe.
Und dann ging es auch schon los. Auf den ersten Kilometer musste ich mich erst mal an das neue Bike gewöhnen. Ist doch alles etwas anders. Doch schnell fühlte ich mich auf der Panam wohl und gewöhnte ich mich an sie. Die heutige Fahrt bestand ja eh nur aus dem Weg von Bixe nach Hause. Doch schön über den Brünig waren wir beide gut aufeinander abgestimmt und konnten es fliegen lassen.
Die Panam war für 6 Tage mein. Zusammen mit meiner Liebsten ging es Richtung Fronkreisch, Via Simmental und Pas de Morgins und etliche kleine Pässchen weiter, landeten wir in Albertville, wo wir für die nächsten Tage unser Quartier bezogen. Von da aus erkundeten wir (ohne Seitenkoffern) die Gegend und auch den Combe Laval. Ein eindrückliches kleines, aus dem Fels gemeisselten Strässchen.
Doch lange Rede, kurzer Sinn! Wie ist sie denn, die Panam?
Gleich vorweg und nochmal, es geht bei unserer Suche nicht darum ein Vollblut-Abenteuer-Motorrad anzuschaffen, sondern um eine Asphalt- und Strassenlastige Touren und Reisemaschine für zu zweit mit Gepäck zu finden, welche auch (wie wir) nicht grad 0815 ist.
Da ich Gedanklich bei "Harley! Pah! Die und ein Adventure Bike?!? Dass kann ja nichts sein" war, waren meine Erwartungen an die Panam dementsprechend im Kellergewölbe der Pariser Katakomben. Doch bereits nach der ersten An- und Eingewöhnungsphase wurde ich eines besseren belehrt!
Der Motor ein Traum! Die Fülle an Leistung trotz eines gutmutigen Ansprechverhalten im Touring Modus, der Durchzug, einfach ein Traum! Die verschiedenen Fahrmodi machen sich deutlich bemerkbar. Während Sport richtig zur Sache geht, ist der von uns am meisten genutzter Modus Street aber keine lahme Ente.
Die Sitzposition, Harley Typisch bequem, erlaubt durchaus ein sportliches Fahren - wenn gewollt. Der Sitz ist für mein Geschmack genau richtig. Selbst nach 8 - 9 Stunden Tagestour war da nichts vom Popo Aua. Der Kniewinkel für meine Grösse (186) ist sehr entspannt. Selbst der etwas, für mich ungewohnt weit entferntere Lenker, war in seiner ab Harley Bixe Position angenehm. Der Windschutz ist für mein Verständnis hervorragend. Die Scheibe macht einen guten Job und das angebliche "Flattern" ist mir nicht aufgefallen. Sie geht leicht zu verstellen, auch während der Fahrt. Beim Hochfahren, kurz bevor sie nach hinten kippt, ist für mich auf der Autobahn der Sweetspot - Absolute Ruhe (Immer im Vergleich gesehen, mit was ich bis jetzt gefahren bin).
Im Asphalt-Vergleich zu unserer alten und geliebten kTm 950 Adventure S ist die Harley Panam ebenbürtig in Sachen Fahrspass Fahrwerk und Komfort zu zweit.
Verglichen mit unser verflossenen kTm 1190 Adventure R ist die Harley Panam deutlich besser - in jeder Hinsicht
Im Vergleich zur neuesten kTm Adventure 1290er Reihe ist kTm schon nur beim Probesitzen zu zweit mit Koffern kläglich gescheitert! Daher haben wir eine Probefahrt nicht mal in Erwägung gezogen.
Im Vergleich mit der prominenten BMW GS von 1150 bis 1250 ist empfinde ich die Panam als handlicher, im schnellen Kurvenwechsel auf engen Strassen agiler und viel, viel spassiger zum fahren.
Das Fahrwerk mit der adaptiven Fahrhöhe ist für den Touring Einsatz Top. Das Absenken und Hochfahren des Fahrwerks funktioniert unaufdringlich gut. Man muss sich schon darauf fokussieren, dass man dies wahr nimmt. Von ktm kommend ist das aber ein Feature, wo ich gerne darauf verzichten würde, wenn ich dafür bares Geld beim Kauf einer Panam sparen könnte. Nur gibt es die glaube ich mittlerweile gar nicht mehr ohne die Funktion. Nichts desto trotz ist die etwas tiefere Maschine im Stadt- und Kolonnenverkehr, grad zu zweit mit Gepäck, ganz willkommen.
Das uns von Harley zur Verfügung gestellte anklickbare Gepäcksystem ist zur Maschine stimmig gestylt. Das Topkäse ist in Ordnung, während die beiden Seitenkoffern doch eher etwas wenig Platz im Innenraum bieten. Schnell muss dem Deckel nachgeholfen werden, damit man diesen noch schliessen kann. Und dann sieht man schon am Spaltmass, dass die Seitenkoffern wohl bei schlechtem Wetter wenig taugen, was Dichtheit anbelangt. Da würde ich ganz klar zu einem Koffeträger greifen und mit Kriega oder Enduristan Pannier Bags bestücken.
Frau Sozia genoss die Fahrt in allen Zügen, in angenehmer Sitzposition und relativ guten Platzverhältnissen, ohne sich zwischen mir und der Topbox eingeklemmt zu fühlen. Auch ihr Kniewinkel war durchaus angenehm bei langen Fahrtagen und der Sitzplatz bereitete ihr keine Probleme. Madame hat es gefallen und kann sich die Panam für die Zukunft durchaus vorstellen.
Nun doch noch etwas nörgeln, aber auf aller, aller höchstem Niveau! Die Bedienung der Knöpfe fand ich etwas irritierend. Da ich ein Klick gewohnt bin, gefällt mir das touchscreenmässige Knopfverhalten nicht all zu sehr. Blinken, Knopf drücken für aus, funktioniert schlecht. Bis Dusselkopf gemerkt hat, dass er einfach wieder blinken muss, dann stellt es aus. Die automatische Blinkerrückstellung nach dem Abbiegen ist cool. Was der Tempomat angeht, hat es ja eine Kontrollleuchte im Cockpit, ob gedrückt oder nicht. Schusseli muss nur schauen. Nach 6 Tagen habe ich mich aber daran gewöhnt und störte nicht mehr.
Und dann ist da noch die Krümmerführung des hinteren Zylinders. Dieser kommt über dem Kupplungskorb hinaus nach vorne und vereint sich dann mit dem vorderen. So weit so gut. Auch ein (Hitze)Schutzblech ist angebracht. Dennoch feuert es mit der Zeit dermassen, dass es schon schmerzhaft ist. Aber, ich hatte die Tage nur knöchelhohe Motorrad Schuhe getragen. Mit den hohen Stiefeln hätte ich das vermutlich nicht mal bemerkt.
Bei den Fussrasten würde ich noch die Gummis entfernen. Aber sonst gibt es auch rein gar nichts zu beanstanden. Top Job Harley! Gut gemacht. Weiter so!
Summa summarum hat die Panamericana nur Spass gemacht. Sie macht alles richtig und für mein Empfinden mehr als gut. Die Überraschung war GROSS und nur positiv. Nach 6 Tagen musste ich die Panam wieder an Bixe retournieren - Nur sehr ungern! Eine tolle Maschine! Hätte sie am liebsten gleich behalten.
Wer sich also für eine Panam interessiert, dem sei Harley Bixe in Hühnenberg wärmstens empfohlen - https://harley-bixe.ch/de
Die Suche ist aber noch nicht zu Ende...
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